03.06.2011. Der Verband Österreichischer Privatsender hat eine Beschwerde gegen ORF SPORT PLUS bei der KommAustria eingebracht. Grund ist die Ausstrahlung von Sportbewerben auf ORF SPORT PLUS, die nach den Bestimmungen
des ORF-G nicht im Sport-Spartenprogramm des ORF ausgestrahlt werden dürfen. Das ORF-Gesetz macht dem ORF in § 4b klare Vorgaben für das Sport-Spartenprogramm. So hat sich dieses auf jene Sportbewerbe zu konzentrieren, „denen üblicherweise in der österreichischen Medienberichterstattung kein breiter Raum zukommt.“
Mit diesen Bestimmungen soll sichergestellt werden, dass die negativen Auswirkungen des Sport-Spartenprogramms auf den Wettbewerb auf ein verhältnismäßiges Ausmaß beschränkt sind. Dennoch hat der ORF zuletzt mehrfach gegen diese Vorgaben verstoßen:
- ÖFB-Cup:
Am 3.5.2011 wurde eine Halbfinalbegegnung des Österreichischen Fußball-Cups (ÖFB-Samsung-Cup) live in ORF SPORT PLUS übertragen. Dies war kein Einzelfall: ORF SPORT PLUS hat am 19.4.2011 bereits ein Viertelfinalspiel des ÖFB-Samsung-Cups live ausgestrahlt. - Tennis:
Am 22.4.2011 hat ORF SPORT PLUS das Tennis-Viertelfinalspiel von Jürgen Melzer gegen David Ferrer des ATP-World-Tour-500-Turniers von Barcelona live übertragen. Zudem hat ORF SPORT PLUS am 15.4.2011 bereits die Viertelfinalbegegnung zwischen Jürgen Melzer und Roger Federer beim MASTERS 1000 in Monte Carlo und in weiterer Folge (am 16.4.2011) das Halbfinalspiel von Jürgen Melzer gegen David Ferrer live gesendet. - Eishockey:
ORF SPORT PLUS hat die wesentlichen Spiele der IIHF Eishockey A-WM vom 29.4.2011 bis 15.5.2011 live übertragen, insbesondere die Spiele der österreichischen Nationalmannschaft.
All diese Sportbewerbe sind nach Ansicht der VÖP als Premium-Sportbewerbe zu bewerten, denen in der österreichischen Medienberichterstattung ohnehin breiter Raum zukommt. Daher sollten diese in einem der Vollprogramme ORF eins oder ORF2, nicht jedoch im Sport-Spartenprogramm ausgestrahlt werden. Mit den angeführten Live-Übertragungen auf ORF SPORT PLUS hat der ORF seine gesetzlichen Grenzen also eindeutig überschritten.
Corinna Drumm, Geschäftsführerin des VÖP, zur Position des VÖP: „Wir haben dem Stiftungsrat des ORF unsere Bedenken bezüglich ORF SPORT PLUS bereits vor einigen Wochen in einem offenen Brief mitgeteilt. Wir haben damals auf die Problematik der Ausstrahlung von Premium-Sportbewerben hingewiesen. Zudem haben wir die Ankündigung des ORF, Rennen der ‚Formel 1‘ regelmäßig auf ORF SPORT PLUS zu wiederholen, kritisiert. Die Reaktion des ORF Stiftungsrats hat jedoch keinerlei Verständnis für unsere berechtigte Kritik erkennen lassen. Daher war der Weg zur Regulierungsbehörde unumgänglich. Und wenn der ORF sich hier nicht einsichtig zeigt, wird dies wohl nicht das letzte Mal gewesen sein.“