10.04.2013. Vor 15 Jahren, im April 1998, ging Privatradio in Österreich flächendeckend on air. Der Verband Österreichischer Privatsender hat dieses bedeutsame Jubiläum gestern mit einer hochkarätig besetzten Fachveranstaltung in der

WKO Sky Lounge der Wirtschaftskammer Österreich gefeiert. VÖP-Präsident Dr. Klaus Schweighofer hob in seinen Begrüßungsworten hervor, dass – ungeachtet des beachtlichen Erfolgswegs der Privatradios – am Rundfunkmarkt nach wie vor keine fairen Wettbewerbsbedingungen und Chancengleichheit herrschen. „Die Rundfunkgebühren des ORF werden dafür verwendet, den privaten Markt einzudämmen. Erlöse und Quoten sind dem ORF wichtiger als Qualität.“ Schweighofer nutzte die Gelegenheit auch dazu, den rund 700 Kolleginnen und Kollegen, die Privatradio zur Erfolgsgeschichte gemacht haben, zu danken.

 

WKO-Präsident Dr. Christoph Leitl verglich die Position der Privatradios in seiner Begrüßung mit der des David gegen Goliath. Gleichzeitig würdigte er die eindrucksvolle Vielfalt der Rundfunklandschaft mit rund 60 Privatradios. „Privatradio hat viele Innovationen gebracht und Impulse gegeben.“, lobte Leitl. „Es gibt einen Wettbewerb der Ideen. Privatradio hat es geschafft, die Identität der Menschen zu verstärken.“

Staatssekretär Dr. Josef Ostermayer, der die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernommen hatte, betonte in seiner Begrüßungsansprache das klare Ziel, das duale Rundfunksystem zu bewahren und zu stärken. Die Privatrundfunkförderung sei ein wichtiger Beitrag zur Stärkung des privaten Rundfunks. Es werde noch viel Diskussionen über das Verhältnis von ORF und Privatsendern geben, so Ostermayer: „Aufgabe der Politik ist es, bei unterschiedlichen Interessenslagen faire Lösungen zu suchen.“

Dr. Elisabeth Ochsner, Geschäftsführerin der Mediaagentur UM PanMedia, ging in ihrer Keynote auf die Entwicklung des Privatrundfunkmarkts seit dessen Start ein. Die anfängliche politische Vernachlässigung zeige bis heute Auswirkungen auf dem Privatrundfunkmarkt. Ochsner hob auch die Stärken des Mediums Radio hervor. „Radio ist das einzige Medium, das im Kontext des Multitaskings funktioniert“, analysierte Ochsner. Wichtig wäre es, die Hörer zum aktiven Zuhören zu motivieren. Den Sendern empfahl sie eine deutlichere Differenzierung der Programme und Markenpersönlichkeiten, um die Hörer stärker zum Umschalten zu bewegen.

In der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von HORIZONT-Herausgeber Sebastian Loudon ging ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf auf die sehr spät erfolgte Marktliberalisierung ein. Wenn ernsthafte Dualität im Markt gewollt sei, so Kopf, müsse man dem ehemaligen Monopolisten bei der Marktöffnung Fesseln anlegen, um neuen Mitbewerbern eine Chance zu geben. Diese hätten im Rückblick betrachtet strenger sein können. „Ein stärker werbefreier ORF wäre ordnungspolitisch sauberer“, meinte Kopf. Zudem müsse der ORF laufend die Legitimation der Rundfunkgebühren rechtfertigen, aber: „Ö3 trägt zur Rechtfertigung des Gebührenprivilegs nichts bei“. Die Privatrundfunkförderung wäre ein Ausgleich und zugleich eine Anerkennung der Leistungen der Privatsender.

Staatssekretär Dr. Josef Ostermayer bezeichnete die Rundfunkförderung als Investition des Staats in die Demokratie. Ob weitere gesetzliche Änderungen notwendig seien, werde er nochmals prüfen.

Dr. Alfred Grinschgl, Geschäftsführer der RTR-GmbH, betonte die Kontrolle als wichtigste Funktion von unabhängigen Medien für die Demokratie. Die Privatradios hätten einen deutlichen Beitrag zum demokratischen Gefüge geleistet.

KRONEHIT-Geschäftsführer Dr. Ernst Swoboda warf die Frage auf, welche besonderen Leistungen sich die Gebührenzahler vom ORF erwarten würden. Heute würde man vom ORF jedenfalls nicht solche Programme erwarten, die Privatsender ohnehin am Markt anbieten, so Swoboda, aber: „Ö3 ist das kommerziellste öffentlich-rechtliche Programm auf der Welt. Es bietet keinen Mehrwert für die Gebührenzahler.“

Dr. Michael Graf, Geschäftsführer des Privatradiovermarkters RMS-GmbH, hob die kontinuierlich positive Entwicklung der Privatradios hervor. „In vier bis fünf Jahren ist ein dualer Rundfunkmarkt realistisch, in dem Privatradios und Ö3 den gleichen Marktanteil am Hörermarkt haben.“, so Graf. Er betonte auch die beachtliche Dynamik am Werbemarkt, wo die Privatradios bereits knapp 50% Marktanteil hätten.

Dr. Reinhard Christl, Departmentleiter Medienwirtschaft der FH St. Pölten, lobte Radio als großartiges Unterhaltungsmedium, sah jedoch bei der publizistischen Qualität noch Verbesserungspotential. Er gestand jedoch ein, dass dies schwer zu finanzieren sei. Die Medienförderung sei daher wichtig und notwendig.

Die lebhafte Diskussion bot also genügend Gesprächsstoff für das anschließende Get Together mit Finger Food aus allen Regionen Österreichs sowie dem atemberaubenden Rundumblick aus der WKO Sky Lounge über ganz Wien.

Unter den Gästen waren KommAustria-Vorsitzender Mag. Michael Ogris, ORF-Hörfunkdirektor Mag. Karl Amon, Ö3-Chef Georg Spatt, VÖZ-Präsident Mag. Thomas Kralinger, VÖZ-Geschäftsführer Mag. Gerald Grünberger, Werberat-Präsident Michael Straberger, ÖMG-Präsident Peter Drobil, IAA-Generalsekretärin Mag. Raphaela Vallon-Sattler, media.at-Geschäftsführerin Dipl.Bw. Petra Hauser, Mindshare-Geschäftsführerin Mag. Friederike Müller-Wernhart und viele andere.

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