16.07.2013. Das Jahr 2013 sei im Bereich der fiktionalen Unterhaltung „eines der produktivsten seit langem“, wird der Film- und Serienchef des ORF in der aktuellen Ausgabe des Magazins TV-Media zitiert. Über vier Seiten wird dort das umfangreiche fiktionale
Unterhaltungsprogramm des ORF für die nächsten Monate dargestellt. Der Eindruck, dass der ORF unter Finanznot leidet, ist für das Magazin klar widerlegt. „Tatsächlich hat der ORF erneut ein enormes Budget aufgewendet, um im TV-Unterhaltungsbereich eine Vielzahl an Top-Rechten einzukaufen.“, erläutert Klaus Schweighofer, Vorsitzender des VÖP und Vorstand der Styria Media Group. „Von knappen Mitteln oder gar Sparzwängen ist im kommerziellen Unterhaltungsbereich rein gar nichts zu spüren!“
Ein weiteres aktuelles Beispiel für das Fehlen finanzieller Zwänge ist die Free-TV Premiere des Oscar-prämierten Films The King’s Speech am gestrigen Montag. „Kein wirtschaftlich agierender Privatsender würde, genauer gesagt: könnte es sich leisten, diesen Top-Film an einem Montag im schwachen Sommermonat Juli zu senden!“, legt Corinna Drumm, Geschäftsführerin des VÖP, dar. „Hier werden gewaltige Summen ausgegeben, mit dem einzigen Ziel, diese Rechte für die Mitbewerber unzugänglich zu machen.“
Zu einem ähnlichen Befund gelangt Schweighofer auch für den Radiobereich: „Die aktuelle Ö3-Kampagne ist ein weiteres Beispiel für die Geldverschwendung des ORF! Die Präsenz vor allem im Bereich der Außenwerbung ist aberwitzig hoch, die hierfür anfallenden Kosten müssen abenteuerlich sein. Dass die Bildsprache dabei nicht den geringsten Radio-Bezug hat, ist nur ein Detail am Rande.“
Schon die Imagekampagne „ORF – Wie Wir“ wurde in der Fachwelt kritisch beurteilt und hat durch ihren hohen Werbedruck zu einem dramatischen Anstieg der Eigenwerbeausgaben des ORF geführt. „Wer sich Imagewerbung in diesem Ausmaß leisten kann, der hat eindeutig zu viel Geld!“, so Drumm.
Auch im Hinblick auf den gestern veröffentlichten Bescheid der KommAustria, der dem ORF für die On-Demand Plattform TVthek weitere Vermarktungsmöglichkeiten eröffnet, nimmt Schweighofer kein Blatt vor den Mund: „Es ist EU-weit völlig einzigartig, dass einem öffentlich-rechtlichen Sender noch zusätzliche Werbemöglichkeiten eingeräumt werden.“ Tatsächlich geht der Trend in allen anderen EU-Ländern in die gegenläufige Richtung: Öffentlich-rechtliche Sender werden entweder stärker beschränkt oder überhaupt werbefrei gestellt.
„Die zusätzlichen Freiheiten, die der ORF nun erhalten hat, sind absurd!“, so Drumm. „Das Gesetz muss in diesem Punkt dringend geändert werden, so dass eine Vermarktung der TVthek mit Videowerbung nicht mehr zulässig ist, so wie das beispielsweise auch in Deutschland der Fall ist.“
„Jedenfalls sollte die Diskussion über eine zusätzliche staatliche Beihilfe aus dem Steuertopf („Gebührenrefundierung 2014″) damit vom Tisch sein, da der ORF ohnehin über weit mehr finanzielle Mittel verfügt als benötigt und ihm jetzt sogar zusätzliche Werbemöglichkeiten eingeräumt wurden.“, so Schweighofer.