12.03.2018. Der Verband Österreichischer Privatsender, der Verband Österreichischer Zeitungen und der Verein Digitalradio Österreich luden gemeinsam zu einem Fachvortrag über die Potenziale der neuen Mobilfunktechnologie 5G ein.
Der neue Mobilfunkstandard 5G ist in aller Munde. Im Programm der neuen Bundesregierung ist neben dem klaren Bekenntnis zur Digitalisierung des terrestrischen Rundfunks auch das Ziel verankert, Österreich zu einem der führenden Länder beim 5G-Ausbau zu machen. Welches Potenzial birgt 5G für das klassische Medium Radio? Welche Funktionen kann diese Technologie erfüllen? Welche neuen Programmformate und Geschäftsmodelle werden dadurch möglich? Und welche Investitionen könnten dadurch notwendig werden?
Hierzu luden die drei Medienverbände Dipl.Ing. Reiner Müller, stellvertretender Geschäftsführer und Bereichsleiter Technik/IT der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien in München, um mögliche Szenarien der Technologie 5G im Bereich Radio zu diskutieren. Müllers Fazit: Der 5G-Standard könnte im Endgerätebereich ab 2025 ein neu zu entwickelnder Markt sein. Allerdings dürften viele andere Anwendungen dringend auf die Bandbreite von 5G angewiesen sein, weshalb es fraglich sei, ob 5G als wichtiger digitaler Übertragungsweg für Radio überhaupt reüssieren könne. „Was ab 2030 im Rundfunk sein wird, kann heute jedenfalls nicht als Entscheidungsgrundlage für anstehende Fragen zur Digitalisierung des Hörfunks dienen“, so Müller einschränkend.
Laut Wolfgang Struber vom Verein Digitalradio Österreich sind die analog-terrestrischen Möglichkeiten im Radiobereich (UKW) qualitativ und quantitativ durch den regulierten Markt und den kostenlosen Zugang für die Hörerinnen und Hörer limitiert. „Daher ist die digitale Terrestrik jener Weg, den Hörfunk in die digitale Zukunft zu führen, ergänzt durch die Möglichkeiten des 5G-Standards, also eines nicht regulierten Marktes mit Zugangsbeschränkung für die Hörerinnen und Hörer“, sagt Struber. Weltweit, vor allem aber in Europa, zeichne sich ein maßgeblicher digitaler Standard für den Hörfunk ab: DAB+. Auf diesen Standard vertrauten auch die Geräte- und Fahrzeugindustrie. „Maßgeblich ist dabei der programmliche Mehrwert durch mehr Radioprogramme für die Hörerinnen und Hörer, ein breiteres, bundesweites Hörfunkangebot ‚free-2-air‘ und das bei ökonomisch günstigeren Verteilungskosten. Ein medienpolitisches Abwarten bis 2025 gefährdet deshalb die Zukunftschancen der höchst erfolgreichen Mediengattung Hörfunk“, erklärt Struber.
Ähnlich sieht das Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbands Österreichischer Privatsender: „Für die Zukunft des Mediums Radio ist es entscheidend, dass es auf allen Plattformen verfügbar ist.“ Der kommerziell weiterhin wichtigste Verbreitungsweg ist für sie UKW. Zusätzlich würde auch die IP-basierte Verbreitung via Streams, Podcasts und anderem immer wichtiger. „Hinzu kommt die digitale Terrestrik in Form von DAB+, die ab 2018 in Österreich verfügbar sein wird. Der zügige Ausbau des DAB+ Netzes und eine rasche Marktdurchdringung mit DAB+-Endgeräten sind dabei erfolgskritisch.“ Ebenso sei der Ausbau eines leistungsfähigen 5G-Netzes wichtig, nicht nur für die Versorgung der Bevölkerung mit Breitband-Internet, sondern auch mit österreichischen Rundfunkangeboten. „Bei der Versteigerung zukünftiger Mobilfunk-Frequenzspektren muss die Republik über entsprechende Auflagen sicherstellen, dass der mobile Zugang zu den Streaming-Angeboten österreichischer Rundfunkveranstalter für die Bevölkerung und die Rundfunkveranstalter kostenlos ist“, fordert Drumm.
Gerald Grünberger, Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Zeitungen, ortet Potenzial für 5G im Medienbereich: „Die nächste Mobilfunkgeneration könnte ein wichtiger Impuls für den heimischen Wirtschafts- und Medienstandort werden. Unsere Mitgliedsmedien sind heute 360-Grad-Medienhäuser, die mit ihren Marken verstärkt auf hochauflösende Bewegtbilder setzen und für diese braucht es nun einmal höhere mobile Bandbreiten. Neue Netztechnologien würden zudem die Innovationspotenziale bei Liveübertragungen oder Virtual Reality-Formaten nachhaltig erweitern“, so Grünberger.